Mit Zimtöl & Bananenchips den Markt erobern


Nepal: Direktmarketing für Bauern

Im sechsten Jahr nach der Anlage der Waldgärten in Nepal startet nun die für die Bauern entscheidende Phase: Wie lassen sich die vielfältigen Produkte möglichst gewinnbringend vermarkten? Verpackung, Etiketten, soziale Medien, Online-Marketing und Logistik stellen zwar eine enorme Herausforderung dar, sind aber der Schlüssel, um mit den neuen, klimaneutralen Qualitätsprodukten für einen sicheren Lebensunterhalt der Familien zu sorgen.




Photo: Ithaka Institut: Bananen und Zimtbaum Mischgärten auf ehemals verlassenen Terrassen in Ratanpur.

Eine der Faustregeln der Industriegesellschaft ist so alt wie unglaublich: Im Schnitt bekommt der Bauer nur 10% dessen, was ein landwirtschaftliches Produkt im Laden kostet. Ob es die 16 Cents pro Kilo spanischer Orangen, die 21 Cents fürs Kilo Weizen, die 30 Cents für die Trauben einer Flasche Wein, die 70 Cents fürs Pfund Kaffee oder die 1,20 Eur pro Kilo Kakaobohnen sind, nennenswerter Gewinn wird mit landwirtschaftlichen Produkten erst gemacht, wenn sie den Hof verlassen haben.

Während die Unternehmen der industriellen Landwirtschaft durch Optimierung der Arbeitsprozesse, Mechanisierung und schirre Menge gleichwohl profitabel (wenn auch nicht ökologisch) operieren können, ist es für Kleinbauern vor allem im globalen Süden quasi unmöglich, für den Welt- oder Supermarkt zu produzieren und davon zu leben. Umso wichtiger ist jede Initiative, die die Anzahl der Zwischenhändler minimiert, und den Erzeuger von landwirtschaftlichen Produkten in möglichst direkten Kontakt mit dem Konsumenten bringt. Ein Vorteil der größeren Nähe zwischen Endkonsumenten und Erzeuger besteht zudem darin, dass der Kunde der beste Qualitätskontrolleur ist und bei einem direkten Kontakt den Landwirt motiviert, gesunde Lebensmittel zu produzieren.

Dank der Anbindung ans mobile Internet, könnte heute jeder Bauer und jede Erzeugergemeinschaft selbst im kleinsten Dorf des globalen Südens seine Produkte direkt dem Konsumenten in der nächsten Stadt, der Hauptstadt und sogar im Ausland anbieten. Wenn sich lokale Vertriebsnetze verschiedener Dörfer und Regionen verknüpfen, könnten durch Sammeltransporte die Logistikkosten überschaubar gehalten werden.

Nachdem das Ithaka Institut in den letzten Jahren seines Engagements in Nepal zunächst die Anlage von Waldgärten und Kahlbergbewaldung förderte, Baumschulen anlegte und die konservierende Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte wie Trockenfrüchte, essentielle Öle, Gewürze und Kräutertees initiierte, soll ab Januar 2021 der vermutlich schwierigste Entwicklungsschritt, nämlich die Direktvermarktung der Waldgartenprodukte beginnen.

Beim Pflanzen und Pflegen der Waldgärten waren die Bauern in unseren Partnerdörfern im Bergland von Nepal in ihrem Element. Auch die Bedienung der neuen Geräte zum Trocknen, Mahlen und Destillieren oder das Anlegen von Baumschulen ließ sich mit Workshops und Betreuung unsererseits erfolgreich gestalten. Aber das nun erforderlich werdende Gestalten von Verpackungen, Labels und Beschriftungen, das Programmieren der Webseiten, das zuverlässige Abarbeiten von Bestellungen und der Aufbau der Transportwege klingt schon in der reinen Vorstellung so kompliziert, dass Aufgeben als einfachste Option erscheint. Aber wir geben nicht auf, unsere Partner in Nepal geben nicht auf und die Bauern werden ihren Vertrauensvorschuss nicht bereuen. Gemeinsam ist es uns gelungen, über 100.000 Bäume für Waldgärten zu pflanzen, dann sollte auch die Vermarktung der Produkte aufzugleisen sein.

Wir beginnen Schritt für Schritt. Zunächst mit vier Produkten: Essentielles Zimtöl, getrocknete Bananenchips, organische Pflanzenkohledünger und Himalaya Kräutertee. Wir engagieren einen lokalen Designer für die Gestaltung und Beschriftung der Verpackungen. Programmieren eine Webseite und organisieren den Transport in die drei Städte Bandipur, Pokhara und Kathmandu, wo lokale Partner die Distribution übernehmen.

Es ist ein Wagnis und funktioniert nicht ohne anfängliche Spendengelder, da die Bauern nicht in die Zukunft, sondern nur in die Gegenwart investieren können. Aber wenn das Internet im Bergland Nepals nur dazu taugen sollte, Bedürfnisse zu wecken, die sich nicht erfüllen lassen, anstatt die Bedürfnisse nach gesunder Nahrung mit den Bedürfnissen nach einem fairen Lohn für die landwirtschaftliche Arbeit zu vereinen, hätten wir eine weitere Chance für mehr Gerechtigkeit vertan.



Photo: Ithaka Institut: Linsen und Paulownia Ackerforst (5 Jahre)


heureka gehört seit 2014 zum Freundeskreis des Ithaka-Institutes und wir haben mehrere, erfolgreiche Projekte unterstützt: den klimapositiven Teegarten, den Bau erdbebensicherer Bauernhäuser, multifunktionale Waldgärten, die Einführung einer eigenen Kaffeekultur in Nepal sowie die Aufforstung des Berges von Bandipur. Wir freuen uns in 2021 auf ein spannendes Projekt mit der gewinnbringenden Vermarktung der landwirtschaften Ernte und freuen uns sehr, wenn die Mühe der Bauern Früchte trägt.

Wir ermuntern Sie zur Mitgliedschaft im Freundeskreis des Ithaka Institutes! Wenden Sie sich dazu an Hans-Peter Schmidt: schmidt@ithaka-institut.org

https://www.ithaka-institut.org/de

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